Mehr wert als Macht
Wenn ich oft bei mir die Taten unserer Ahnen und anderer Könige und Völker bedenke, scheinen mir die unseren nicht nur durch die Ausdehnung ihrer Herrschaft, sondern auch ihrer Sprache alle übrigen übertroffen zu haben. Denn es steht zwar fest, dass die Perser, Meder, Assyrer und viele andere weit und breit Macht errungen und ihre Herrschaft lange behauptet haben. Aber keine haben ihre Sprache so verbreitet, wie es die unseren taten, die fast über das ganze Abendland, den Norden und keinen geringen Teil Afrikas die lateinische Sprache gewissermaßen zur Königin machten und, was die Provinzen selbst angeht, sie ihnen sozusagen als bestes Saatgut zur Aussaat anboten. Diese Leistung ist ohne Zweifel bei weitem eindrucksvoller als die Ausdehnung der Herrschaft selbst. Denn diejenigen, die ihre Macht mehren, ehrt man gewöhnlich hoch und nennt sie Herrscher. Diejenigen aber, die den Menschen irgendwelche Wohltaten erwiesen haben, werden nicht mit irdischem, sondern himmlischem Lobpreis ausgezeichnet, da sie nicht nur für den Ruhm ihrer eigenen Heimatstadt sorgen, sondern auch für den allgemeinen Nutzen und das Wohlergehen der Menschen. Darum haben unsere Vorfahren durch ihre Kriegstaten die übrigen Menschen übertroffen, aber durch die Ausbreitung ihrer Sprache sich selbst übertroffen. Wird es etwa, wenn Ceres, weil sie das Getreide, Bacchus, weil er den Wein, Minerva, weil sie die Künste erfand, unter die Götter versetzt wurden, weniger gelten, die lateinische Sprache in der Welt verbreitet zu haben?
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