Das Damoklesschwert
Viele Jahre lang war jener Dionysios Tyrann von Syrakus, der eine Stadt von höchster Schönheit und ein überaus reiches Staatswesen unterdrückt hielt. Und doch schrieben zuverlässige Gewährsleute, derselbe Mann sei unvorstellbar energisch und von scharfem Verstand gewesen, aber doch auch bösartig von Natur und ungerecht. Da das so war, war er unweigerlich bedauernswert. Er traute nämlich keinem seiner Untertanen, sondern vertraute den Schutz seiner Person Sklaven an und wilden Barbaren, Menschen von höchster Verwegenheit. Da er auch die Rednerbühne nicht zu betreten wagte, sprach er gewöhnlich von einem hohen Turm aus zum Volk. Doch dieser Tyrann wusste selbst zu beurteilen, wie glücklich er war: Denn als ein gewisser Damokles im Gespräch seinen Wohlstand erwähnte und auch seine Schätze, seine Macht, den Glanz seiner Herrschaft und die Größe seines Palastes pries, sagte er: 'Willst du also, mein Damokles, da dir ja dies alles Freude macht, dasselbe Leben führen wie ich und mein Glück kennen lernen?' Und als Damokles versicherte, genau das wolle er, ließ er ihn auf eine goldene Liege legen. Dann befahl er, dass einige Knaben von ausnehmender Schönheit an den Tisch traten und Wein vom besten Geschmack und Speisen aufgetragen wurden, die viel gekostet hatten. Schon hielt sich Damokles für glücklich, als er plötzlich heftig erschrak: Von oben drohte ihm nämlich ein messerscharfes Schwert, und es war zu erkennen, dass eben dieses Schwert an einem Pferdehaar hing! Daher sah er weder jene hübschen Knaben mehr an noch das wunderbar gearbeitete Silbergeschirr, streckte auch die Hand nicht mehr nach dem Tisch aus, sondern bat nur noch darum, weggehen zu dürfen. 'Zur Genüge', sagte er, 'hast du mir, Tyrann , nämlich gezeigt, von welcher Art das Leben der Tyrannen ist. Deine Schätze und Reichtümer sind mir das nicht wert, dass ich ein derartiges Leben führen möchte.
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